Lach Dich scheckig - oder:

Das Hühnerhof-Knallfrosch-Mistgabel-Mörderattentat

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Zur Ferienmitte waren Ronald und Dieter auf einen neuen Dreh verfallen.
    Ihre Knallfrösche!
Mit einer von ihnen entwickelten neuen Geheimmischung tränkten sie Löschpapier, wickelten es in Packpapier ein und falteten es zu mehreren Lagen zusammen. Anschließend verdrillten sie die Papierballen mit Bindedraht.
    Das funktionierte wunderbar und die Knallfrösche übertrafen in ihrer Qualität jedes zu Silvester käufliche Produkt.
    Eine neue Einnahmequelle war somit eröffnet. In ihrer Kasse klingelte und im Ort knallte und ratterte es zuweilen wie auf einem Schießplatz.
    Eines Nachmittags schlenderten Ronald und Dieter an der Peripherie von Spießdorf entlang. Unterwegs trafen sie Charlie, ihren Gerüchtemultiplikator, der sich sofort an ihre Fersen heftete, um zu erfahren, welches Experiment denn nun seiner Ausführung harrte.
    Sie kamen an einem großen landwirtschaftlichen Gehöft vorbei. Einige huntert Hühner und Gänse befanden sich auf einer Freifläche, scharrten in dem Boden und pickten nach Futter.
    Sie blieben stehen und schauten auf das emsige Federvieh.
    "Ey, denkst du auch an dasselbe wie ich?" grinste Dieter.
Ronald sah ihn an und seine Mundwinkel zogen sich nach oben.
    "Wenn du die Hühner und einen Frosch meinst, hihihihi ...?"
    "Na klar, Alter! Wollen wir?"
    "Ei freilich! Bloß was ist, wenn man uns erwischt? Das gibt tierisch Ärger!"
Da hatte Ronald natürlich recht. Aber da kam ihm ein Gedanke.
    "Das brauchen wir doch nicht zu machen! Wozu hat man denn seine Leute? Paß mal auf! ...CHARLIE!!!"
Er rief ihren Schatten herbei, der einige Dutzend Meter hinter ihnen herschlich.
    "Was gibt’s denn?" antwortete dieser, bereits erwartungsvoll auf das kommende Event.
    "Komm mal, her, wir haben was Hübsches!"
Charlie kam hinzu und Ronald machte ihm dem Mund auf das kostenlose Abfeuern eines Knallfrosches wäßrig.
    "Am besten machste's gleich hier! Die Hühner drehen durch und fliegen dann kreuz und quer in der Gegend 'rum. Das wird ein Spaß!"
    Charlie war begeistert und stimmte zu.
    "Mach' ich! Her mit dem Ding!"
Dieter drückte ihm ein bratwurstgroßes Exemplar in die Hände und Ronald gab ihm eine gefüllte Steichholzschachtel.
    "Du weißt wie es geht? Gut – einfach hier anzuünden und dann wegwerfen!"
    "Bin doch nich' doof!" maulte Charlie.
Die Gesichter seiner Gegenüber sprachen bei dieser Bemerkung Bände.
    Charlie stellte sich dicht an den Drahtzaun des Hühnerhofes und begann mit wichtiger Miene sein Werk.
Ronald und Dieter zogen sich einige Schritte zurück.
    "Put put put, ihr Hühnchen. Kommt alle her. Der liebe Onkel Charlie hat was Feines für euch!"
    Die Hühner und Gänse kamen herbeigelaufen und drängten sich schnatternd und gackernd am Zaun bei dem Attentäter.
    Charlie riß ein Streichholz an, zündete den Knallfrosch und und warf ihn einige Meter weit vor sich über den Zaun auf den Erdboden.
    Die Hühner stürzten sich darauf.
 Der Frosch sprang in die Höhe!
    'Peng! Peng! Peng!'
    'Ratatatatata!'
    'Rumms! Bumms! Zischhhh!'
Der Knallfrosch krächzte, fauchte, schepperte und knallte! Er sprühte Funken, hüpfte im hohen Bogen kreuz und quer in das entsetzte Federvieh und spie dicke Rauschschwaden aus.
    Das Chaos brach aus!!
Das Federvieh kreischte auf, flatterte wie wild auf dem Hof umher und  geriet nach einigen Sekunden außer Kontrolle.
    Ein ohrenbetäubendes Gackern, Schnattern und Krähen erfüllte die Luft.
Federn stoben umher!
    Inmitten einer Wolke wild durcheinander flatternder und krakeelender Hühner, Gänse und herumstiebender Federn sprang der feuerspeiende Knallfrosch auf und ab.
    Ronald und Dieter hielten sich die Bäuche vor Lachen.
    "Mensch, Alter, jetzt würd' ich was für 'ne Filmkamera geben!" japste Dieter. "Ich kann 'nich mehr. Ich glaub, ich schiff' mir gleich in die Hose!!"
    Ronald ging es nicht anders.
Vor Lachen war er feuerrot angelaufen, grölte wie ein Verrückter, schnappte nach Luft und hieb sich ununterbrochen auf die Schenkel.
    Charlie stand mit bedepperten Gesicht da und glotzte entsetzt auf das ohrenbetäubende Tohuwabohu. Als er sich nach Ronald und Dieter umsah und diese seine Miene erblickten, war es aus!
    Sie explodierten geradezu wie ihr auf dem Hof herumhüpfender Knallfrosch.
Dieter ging in die Knie und preßte die Beine zusammen.
    "Ohohohoho, ich kann' nich' mehr! Hahahaha, so was gibt’s nich!! Ich piß mich ein, Alter!! Hilfeeee, hihihihi!"
    Die letzten ächzenden Verpuffungen waren zu hören und die Überreste des Knallfrosches lagen qualmend am Boden. Das verstörte Federvieh beruhigte sich langsam und es wurde wieder stiller.     Der Boden ninter dem Zaun war mit weißen Federn bedeckt. Der Rauch verzog sich und nur einzelne Flaumstücke schwebten noch in der Luft.
    Die Ruhe dauerte nur kurz!
    "Was ist denn hier los?!?" hörten Ronald und Dieter eine überschnappende Stimme. "Seid ihr wahnsinnig geworden? Wartet, jetzt gibt’s Dresche!"
    Es war Bauer Friedrich, der Besitzer des Hühnerhofes.
Er hatte die Übeltäter am Zaun sofort entdeckt und lief, mit einer dreizinkigen Mistgabel bewaffnet, auf sie zu.
    "Fritz! Scheiße, nix wie weg!!"
Die drei rannten davon, als ob der Leibhaftige hinter ihnen her wäre.
    "Stehengeblieben, ihr Rotzwänster!" schrie der racheschnaubende Haus- und Hofherr. "Stehenbleiben, ihr Schweinehunde oder ich mach' euch alle!"
    Er erhob seine Mistgabel!
    "Bleibt stehen oder ihr ...."
Ein schepperndes und schleifendes Geräusch ließ die drei Flüchtenden herumfahren.
    Fritz hatte seine Mistgabel nach ihnen geworfen, die Charlie um ein Haar in den Rücken getroffen hätte!
Wenige Armlängen hinter ihm war sie zu Boden gefallen. Wäre er langsamer gelaufen, hätte sie ihn womöglich noch erreicht.
    "Jetzt haben wir ihn!" keuchte Ronald. "Das darf er nicht, egal, was wir gemacht haben!"
Er drehte sich um und schrie dem Verfolger zu.
    "Arschloch! Wir zeigen dich an! Willst du uns umbringen, du Blödmann?!"
Der Verfolger blieb stehen.
    "Scheiße!!!" hörte man ihn fluchen.
Die drei blieben ebenfalls stehen.
    Dieter hob die Gabel auf. Sie drehten sich um und gingen langsam auf Fritz zu.
    "Das hat ein Nachspiel, ihr Sauwänster!" fluchte dieser. "Meine Hühner! Spinnt ihr oder was? Ihr müßtet ein paar richtige in die Fresse kriegen!"
    Er hob drohend seine Hände, beide so breit wie Kohleschaufeln.
    "Jaja, is' ja gut.", versuchte Dieter, ihn zu beruhigen. "Aber man schmeißt doch nicht nach Mistgabeln nach Kindern, oder? Das kann übel ausgehen, hab' ich mal gelesen. Für beide, meine ich!"
    Es folge ein verbaler Schlagabtausch, der darin gipfelte, dass Fritz Schadensersatzforderungen für sein nunmehr verstörtes und möglicherweise auch geistig verwirrtes Federvieh ankündigte und trotz seines Mistgabel-Speerwurfes eine polizeiliche Anzeige erwog ...
    Ganz so schlimm wurde es dann doch nicht.
Im Ergebnis des Ganzen verlief der Vorfall im Sande.
    Fritz hatte wohl eingesehen, dass eine polizeiliche Anzeige möglicherweise übel für ihn selbst enden könnte. Auch auf eine Vorsprache bei den Eltern des Attentäters und der geistigen Väter des Anschlags verzichtete er.
    Die drei hatten sich auch, so gut dies möglich war, bei ihm entschuldigt.
Jedenfalls: Charlie hatte zwei neue Spitznamen weg.
    Charlie Knallfrosch und Charlie der Hühnerschreck!
Die Knallfrösche wurden wochenlang ein großer Verkaufserfolg im Ort und die Kriegskasse der beiden Produzenten und Vertriebsmonopolisten war prall gefüllt......